.... oder, wie ein unverkäufliches Schmuckstück den Besitzer wechselte, in 3 Akten:
1. Begierde
Irgend wann war der Wunsch geboren, als Ergänzung zu meinem modernen 11-er einen richtig alten Elfer zu besitzen.
Nur was für einen? Als Wasserkocher kennt man sich da nicht so richtig aus....
Also Literatur beschafft, mit Kennern gesprochen, sich die Autos lange angesehen, dann war klar: Er sollte keine Faltenbälge haben, andererseits wäre der längere Radstand und ein bischen mehr Leistung auch nicht schlecht...
2. Suche:
Dann wurde immer klarer, nur das E-Modell von ´72 hat diesen Öl-Einfülldeckel rechts hinten, das ist er!!!
Also ging die Suche los, einer der Ersten, der angesprochen wurde, war natürlich unser Harry, gilt er doch als anerkannter Spezialist mit sehr guten Kontakten und außerdem fährt er ja genau so ein Auto, wie ich es haben wollte!
Gleich bei den ersten Gesprächen machte er jedoch klar, dass sein Auto eine einmalige Perle ist, die nicht zum Verkauf steht. Na gut, dann soll er mir einen Gleichwertigen besorgen, is nich, so einen gibt´s nur einmal, jedes andere Auto kann nur an diesem Urmeter gemessen werden und dann kann bewertet werden, um wie viel er schlechter ist. Außerdem werde die Suche immer schwieriger und ich müsste mich auf eine lange Wartezeit einstellen...
Na toll, ich wollte aber nicht warten, ich wollte so ein Auto und zwar möglichst zeitnah!
Die Gespräche mit anderen Händlern verliefen enttäuschend bis frustrierend, die Angebote im Internet sahen zwar ganz nett aus, aber die wirklich Schönen waren neu aufgebaut und restauriert, ich wollte aber einen 11-er im Originalzustand.
Das hatte zur logischen Konsequenz: Ich musste Harry´s Auto bekommen, nur wie sollte ich das anstellen, das Ding ist unverkäuflich???
3. Entscheidung
Also erst mal eine Probefahrt mit Harry vereinbart, bei der ich wirklich beeindruckt war, wie gut sich ein 32-Jahre altes Auto fahren lässt. Bei dieser Probefahrt ging das Gespräch so ganz zufällig in die Richtung, ob Harry eine Einstellmöglichkeit wüsste, falls er mir so ein Auto besorgen könnte, worauf er mir sofort anbot, in diesem Fall einen Stellplatz in seiner Halle zu bekommen. Nochmals herzlichen Dank dafür!
Jetzt war das erste leichte Einknicken zu bemerken! Würde das Auto in seiner Halle stehen, könnte er ihn weiter beobachten und Einfluss nehmen, damit der jetzige Zustand erhalten bleibt. Mal anlassen und eine Runde drehen wären selbstverständlich auch möglich!
Die Gelegenheit musste nun beim Schopf gepackt werden, als Nächstes folgte ein gemeinsames Abendessen in einem alten und gemütlichen Bad Cannstatter Restaurant, das selbst Harry noch nicht kannte.
Jetzt wurde zum ersten Mal konkret über die Möglichkeit eines Verkaufs gesprochen, von einer Entscheidung waren wir aber noch weit weg.
Die Zusage wurde dann nach einigen E-Mails vage in Aussicht gestellt, ihm ist die Trennung von diesem Auto unglaublich schwer gefallen, da er immer wieder betonte, so ein Auto wahrscheinlich nie wieder zu bekommen.
Heute war es dann so weit, wir haben uns getroffen und einen Kaufvertrag unterschreiben. Seine Hand war bei der Unterschrift wahrscheinlich zittriger als Wally´s Hand auf dem Standesamt, aber er hat´s getan!
Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines ´72-er E-Modell 911 S in Originalzustand.
Noch 10 Tage, in denen ein paar Kleinigkeiten behoben werden und dann ist es soweit!
Noch mal vielen Dank an Harry, dass er sich von seinem Schmuckstück getrennt hat und ich verspreche hiermit hoch und heilig:
„Er wird es gut bei mir haben!“